
Hilferuf der PARIKita Telezwerge
Sehr geehrte Damen und Herren,
in unserer täglichen Arbeit haben wir es uns seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die uns anvertrauten Kinder darin zu ermutigen, eigene Bedürfnisse wahr und ernst zu nehmen, diese zu benennen und vor allem dafür einzustehen. Um als gutes Vorbild voran zu gehen, sehen wir es als unabdingbar, unsere derzeitige Situation ernst zu nehmen und selbst aktiv zu werden. Wir können und wollen politisch und wirtschaftlich motivierte Phrasen nicht mehr stillschweigend hinnehmen.
Wir sind uns mehr als bewusst, dass wir mit der PARIKita einen sehr verantwortungsbewussten und mitarbeiterorientierten Träger hinter uns haben. Zudem ist für uns als betriebsnahe Kindertagesstätte der ProSiebenSat.1 Media SE deutlich spürbar, dass unsere Rahmenbedingungen im Vergleich zu anderen Einrichtungen im positiven Sinne stark vom Durchschnitt abweichen. Nichts desto trotz kommen auch wir vermehrt an unsere Grenzen.
Fakt ist, dass in den Medien von geschlossenen Kitas die Rede ist. In unserer Einrichtung werden derzeit aber von 55 Kindern bis zu 75% in den Notgruppen betreut!
Unser pädagogisches Arbeitsfeld ermöglicht es uns nicht, Abstand zu halten. Unsere Klientel ist nicht in der Lage sich an alle notwendigen Hygienemaßnahmen zu halten. Unsere Kinder bekommen täglich bis zu 8 Stunden Nähe, Zuwendung und engen Körperkontakt. Sie niesen uns an, werden gefüttert und gewickelt, schlafen in unseren Armen und weinen an unseren Schultern. Fraglich ist, wie hoch der Schutz in diesen Momenten selbst mit einer FFP2 Maske ist. Erschwerend kommt hinzu, dass beim Tragen einer solchen Maske eine Pause von 30 Minuten nach spätestens 75 Minuten Tragezeit notwendig ist um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Diese Pausen sind in der praktischen Arbeit nicht umsetzbar. Dazu kommt, dass Kinder und Personal sich durchgehend in kalten Räumen aufhalten müssen. Es ist wohl nachvollziehbar, dass das stündliche Lüften von mindestens 10 Minuten bei Minustemperaturen sowohl für Erwachsene, wie auch vor allem die Kinder belastend ist und im schlimmsten Fall zu Erkältungssymptomen führt.
Die psychischen Gefährdungsbeurteilungen unserer MitarbeiterInnen fällt erstmals erschreckend und alarmierend aus. In Bezug auf die körperliche Gesundheit, unabhängig vom belastenden Tragen der Masken, war die Vorstellung recht schnell geimpft zu werden ein Lichtblick für viele MitarbeiterInnen. Als logische Schlussfolgerung zu der Ansteckungsgefahr und unserem beruflichen Alltag nahmen viele Teammitglieder an, zeitgleich oder kurz nach den Pflegekräften geimpft werden zu können. Diese Vorstellung hat sich nicht bewahrheitet, was die Unsicherheit im Team weiter verschärft. Nicht nur gegenüber der eigenen Person, sondern auch gegenüber dem privaten Umfeld. Die Angst geliebte Personen durch das Ausüben des eigenen Berufs zu gefährden wächst ins Unermessliche. Kann es die einzige Option sein, uns zu schützen, indem wir uns krankschreiben lassen? Diese Gedanken spiegeln in keiner Weise wieder, dass die meisten Pädagogen ihren Job nicht nur als Beruf, sondern als Berufung sehen. Wir fühlen uns machtlos, da unsere Möglichkeiten zum Selbstschutz so langsam ausgeschöpft sind. Das können wir so nicht hinnehmen.
Das brauchen wir:
- Nachvollziehbare Richtlinien und Vorschriften in den Rahmenhygieneplänen
(festgesetzte Gruppengröße, klare Regelungen zu Öffnungszeiten und die Gestaltung von Randzeiten, verbindliche Richtlinien zum Personaleinsatz, Umgang mit Mitarbeitern der Risikogruppe)
- Zeitnahe Impfmöglichkeit
- Wöchentliche Schnelltests (siehe Beispiel Potsdam)
- freie FFP2 Masken, sowie medizinische Masken
- Luftmessgeräte
- Ein eindeutiges Statement für unsere Berufsgruppe in der Öffentlichkeit
- Transparenz hinsichtlich der reellen Situationen
(Kitas sind nicht geschlossen – Notbetreuungsbelegung ist oft erschreckend hoch)
Insbesondere unser Elternbeirat, erkennt die Herausforderungen und sieht die Handlungsnotwendigkeit. Sie werden aktiv, scheuen selbst finanzielle Unterstützungen nicht und werden nicht müde alle Hebel in Bewegung zu setzen, dass unsere pädagogische Arbeit in einem geschützten Rahmen stattfinden kann. Das ist alles andere als selbstverständlich und definitiv nicht ihre Aufgabe.
Unser langfristiges Ziel ist es, qualitativ hochwertige pädagogische Arbeit mit allen Kindern leisten zu können. Und dies mit gesundem, motivierten und zuversichtlichem Personal.
Unsere Sorge ist in diesem Bezug, dass wenn der Berufsstand der pädagogischen Fach- und Ergänzungskräfte weiterhin in der Öffentlichkeit, Gesellschaft und Politik vernachlässigt und nicht gesehen wird (noch weitaus mehr, als es bis dato bereits war) der Fachkräftemangel in naher Zukunft noch weitaus drastischer wird. Wir stellen hierbei in Frage, ob junge Menschen sich nach diesem Jahr noch für diese Berufsgruppe entscheiden werden, oder ob sie aus logischer Schlussfolgerung einen anderen Werdegang wählen. Des Weiteren sorgen wir uns um bereits qualifiziertes Fachpersonal, welches nach den Strapazen der Pandemie und der damit verbundenen psychischen und physischen Belastungen ihrer eigentlichen Berufung den Rücken kehren – Schließlich werden Pädagogen in diesem Jahr ganz bewusst einer massiven Gefahr ausgesetzt.
Wir brauchen keinen Applaus, was wir brauchen ist beherztes und kompetentes Handeln und zwar schnell!
Mit freundlichen Grüßen,
Maria Keller und Daniela Gawlik
für das Team der Telezwerge Unterföhring
PARIKita Telezwergec/o ProSiebenSat.1Media SEGutenbergstr. 385774 Unterföhring
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